Kommende Austellung „Mit der Seele sehen“

Ein Kunstprojekt in 3 Leinwänden

Die Bilder Mit der Seele sehen sind vom 05.05 – 11.05.2020 im Alten Gefängnis, Freising, zu sehen. Leider aufgrund der Corona Krise abgesagt!

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Rudolf L. Reiter schickte sein Triptychon auf die Reise und möchte den Betrachter an mehreren Stationen dazu einladen, die spontanen, unmittelbaren Eindrücke, das, was er mit der Seele sieht“, kurz zu formulieren und einer verschlossenen Box anzuvertrauen. Eine der Stationen wird Freising sein.

Obgleich Reiter den Unterschied zwischen Kandinsky und der eigenen Kunst deutlich und im Unterschied zwischen abstrakter und informeller Kunst sah, war er davon überzeugt, dass ein länger lebender Kandinsky den Weg zum Informell gefunden hätte. Auch sprachen den Erdinger Kandinskys Ausführungen zum „Geistigen“ in der Kunst an. Kallmünz ist deshalb geradezu „Muss“, um sein Kunst-Projekt zu zeigen. Immer wieder nannte Reiter deshalb Kandinsky. Beide wollen dem Betrachter eine Annäherung an das Jenseitig-Göttliche zu ermöglichen. Hier ist der Erdinger mit „Mit der Seele sehen“ ganz nah an Kandinskys Denken und schafft dabei vielleicht gleichzeitig den größten Unterschied zwischen sich und dem großen Anderen, für den die erschaubare Kunst trotz allem als Medium essentiell bleibt. Für Reiter war es die informelle Kunst, die dem zutiefst Gläubigen einen Blick in Gottes Schöpfungswelt und dessen universelle Energie ermöglicht, die erst im Erschaffenen als „gepresste Energie“ als Stein, Baum, Mensch sichtbar wird. Ansonsten ist sie unsichtbar, allenfalls dem Sensiblen oder eben dem Künstler erfassbar. So aber dachte Reiter, dass sein Kunst-Projekt „Mit der Seele sehen“ funktionieren kann: Die bemalte Leinwand ist in Form gepresste Energie des Jenseitigen und göttlicher Kraft. Als solche kann sie sogar verhüllt noch durch die Hülle nach draußen dringen und auf den Betrachter wirken. Er ging allerdings davon aus, dass sich sein Triptychon nicht, wie im religiösen Kontext früher üblich, an hohen Festtagen, sondern erst nach seinem Tod enthüllen, aus seiner Verpackung befreien wird. Damit sind wir wieder beim Thema, das er unter Spätwerk versteht: Reiter änderte keineswegs Stil oder Kunstrichtung, aber seine Gedanken und die Inhalte seiner Kunst kreisten um Tod und Wiedergeburt, um das Erinnern an die Zukunft und das Erleben des Vergangenen, um Transzendenz und Metamorphose: Glauben wir an etwas, das wir nicht sehen, fühlen wir künstlerisches Wirken selbst hinter Schleier und Verpackung, sind Vergehen und Sterben reversibel, hängen Vergangenheit und Zukunft zusammen, lässt sich der Augenblick unverlierbar zur Ewigkeit dehnen? Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft: Triptychon.